Beratung und Begleitung von Zombiefirmen

Was sind Zombiefirmen?
Zombiefirmen sind Unternehmen, die faktisch unter normalen betriebswirtschaftlichen Bedingungen nicht mehr am Markt agieren würden bzw. schon längst im Rahmen von Insolvenz oder Liquidation ihren Geschäftsbetrieb eingestellt hätten. Es handelt sich in der Regel um Unternehmen, die aufgrund von verdeckten Subventionen - wie zum Beispiel künstlichen Zinsentwicklungen und einer „befeuerten“ Konjunktur - irgendwie weiter existieren konnten.

Der Rückgang von Insolvenzen ist künstlich erzeugt
Die Statistiken der Insolvenzen / Firmenpleiten zeigen, dass von Jahr zu Jahr weniger Firmen in die Insolvenz gehen bzw. abgewickelt werden. Das Jahr 2018 hat den niedrigsten Stand von Insolvenzen / Firmenpleiten in Deutschland seit 2008. Das entspricht einem Rückgang von etwa 6 bis 7 %.

Es scheint so, als wäre die Wirtschaft also solide aufgestellt. Bei näherer Betrachtung muss aber festgestellt werden, dass die Konjunktur zum Teil durch künstliche (Zins-)Entwicklung erhalten wird.
Etwa 6 % der gewerblichen Kreditnehmer bei Sparkassen und Banken in Deutschland wären sofort marktunfähig, wenn sich die Zinsen um nur 1% erhöhen würden.

Niedrigzinsen sind der Tropf, an dem ganze Branchen hängen
Unternehmen, die vor der Finanzkrise im Jahre 2008 entsprechende Kreditmittel in Anspruch genommen haben, müssen durchschnittlich 4,8 % Zinsen zahlen. Im vergangenen Jahr lag diese Zahl mit 2,2 % um mehr als die Hälfte niedriger.

Ganze Branchen bzw. Branchenteile hängen am Tropf dieser Niedrigzinsen, da nach wie vor im Kostenbereich nicht konsequent genug geprüft wurde und möglicherweise der Markt Abgabepreise vorgibt. Oft werden angeschlagene Firmen, die sich durch die Niedrigzinsen am Leben erhalten, dazu verleitet, über ihre Verhältnisse zu leben und / oder nicht markt-, kosten- und ertragsbewusst zu wirtschaften. Hohe Anteile von kurzfristigen Krediten ermöglichen das Überleben der Zombiefirmen.

Der hohe Anteil von Kontokorrentkrediten bzw. teilweise sogar die Zustimmung bei geduldeten Inanspruchnahmen sorgt dafür, dass die Zombiefirmen bei der kleinsten Änderung bei den regelmäßig vereinbarten flexiblen Zinsen sofort in Existenzgefahr kommen würden, wenn sich das Zinsniveau auch nur im geringsten nach oben bewegen sollte. Prüft man bei gewissen Branchen die Bilanzen, findet man Kredite von maximal einem Jahr sowie die entsprechenden Kontokorrent- und Überziehungskredite.

Diese kurzfristigen Kreditmittel sind für die Unternehmen deshalb so problematisch, weil eine Zinserhöhung auf dem Markt sich im Grunde sofort niederschlagen würde. Unternehmen, die sich regelmäßig über kurze Fristen (re-)finanzieren, sind deshalb sofort anfällig bei potentiellen Zinsänderungen.

Bedingte Einflussnahme von Steuerberatern / Wirtschaftsprüfern im Rahmen der Beratung möglich
Die regelmäßige Überprüfung der Bilanz von bestimmten mittelständischen Betrieben aus risikoanfälligen Branchen ist nötig und wichtig, um hier zu Niedrigzinszeiten nochmals die Geschäftsführung auf die möglichen Gefahren hinzuweisen.

Auch die Überprüfung von Dauerschuldverhältnissen, personalwirtschaftlichen Maßnahmen und Anpassungen von Strategien sind vor der Krise – ausgelöst durch Zinserhöhungen – besser zu bewältigen. Hierzu zählen neben den klassischen außergerichtlichen Sanierungsmaßnahmen auch die Überlegungen, ob nicht eine eigenverwaltete Insolvenz noch vor einer Überschuldung oder drohenden Zahlungsunfähigkeit eine gute Alternative wäre, da das Unternehmen dann bereits vor einer eingetretenen Krise gestärkt und restrukturiert nach Annahme eines Insolvenzplans wieder am Markt tätig sein könnte.

Banken und Sparkassen ermöglichen das Überleben von Zombiefirmen mit
Auch Banken und Sparkassen in Deutschland sind nicht ganz unschuldig an dem Überleben dieser Zombiefirmen. Häufig halten diese Geldhäuser Kredite im Markt, weil sie selbst in wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind und sich vor einer endgültigen Abschreibung der Forderungen aus Krediten an solche Unternehmen scheuen. Stattdessen werden solche kurzfristigen Finanzierungen immer wieder prolongiert.

Konjunkturveränderungen und ansteigende Zinsen können daher schnell zur Marktbereinigung führen.

Hochkonjunktur und Niedrigzinsen verdeckten jahrelang die Schwächen von vielen Unternehmen. Es ist davon auszugehen, dass mit der nächsten Zinserhöhung bei vielen dieser Zombiefirmen kein Überleben mehr möglich sein wird.

Hier wird sicherlich der Bereich Automotive mit entsprechender Zuliefererindustrie zu nennen sein, die bereits jetzt das Ende des Aufschwungs verspüren.

Bei vielen Unternehmen sorgen die gute Konjunktur und die niedrigen Zinsen dafür, dass keine echte Fortführungsperspektive und auch kein Plan für Änderungen der Strategie in der Branche entwickelt worden ist.

Neben der Automobilzulieferindustrie werden sicherlich der stationäre Handel und Familienunternehmen mit rückständigen oder nicht vorhandenen Markt- und Absatzstrategien große Probleme kriegen.

Fazit
Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sind aufgrund der bilanziellen Situation am ehesten in der Lage Geschäftsführungen und Gesellschafter darauf hinzuweisen, dass bereits jetzt Maßnahmen eingeleitet werden müssen, die das Unternehmen vor weiterer Verschlechterung der Konjunktur und / oder Erhöhung der Zinsen krisensicher schützen.

Neben Umstrukturierung und Restrukturierung von Unternehmen sind außergerichtliche Sanierungsmaßnahmen zu prüfen und es ist zu überdenken, ob ggf. die Mittel des ESUG (Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen) in Form von eigenverwalteten Insolvenzverfahren mit ins Kalkül zu ziehen sind.

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