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Leasing oder Finanzierung - die Qual der Wahl

Häufig liest man in der entsprechenden Fachpresse über Möglichkeiten von Anlagen-, Immobilien-, Fahrzeug- und Absatzfinanzierungen. Die Finanzierungsmöglichkeiten unterscheiden sich mittlerweile fast nur noch durch die Kapitaldienste und steuerliche Aspekte. Gerade in kapitalschwacher Zeit sind Unternehmen geneigt, ohne Prüfung und Hinweis auf zu erbringende Kapitaldienste und Restwertvereinbarungen, Finanzierungen oder Leasing zu übernehmen, ohne sich entsprechende Gedanken über Kosten und Nutzen zu machen. Auch ist immer wieder zu erkennen, dass dieses Finanzierungsmedium vorschnell eingesetzt wird, obwohl sich für die Investitionen andere Finanzierungsinstrumente als wesentlich effektiver darstellen würden.

Es zeigt sich auch, dass seitens der finanzierenden Institute nicht genügend Informationen über die Situation des Unternehmens vorliegen, so dass z.B. Leasing genutzt wird, ohne sich Gedanken über die buchhalterische Seite zu machen.

Durch die stärker werdende Konkurrenz innerhalb der eigenen Verbundpartner - Beispiel: Jede Großbank hat heute zusätzlich in ihrem Verbund Spezialfinanzierungsanbieter, eine eigenständige Leasingtochter, eine eigenständige oder angebundene Factoringtochter und möglicherweise noch eine Spezialabteilung für Immobilienfinanzierung - wächst natürlich auch der Druck, Marktanteile bei den Kunden zu realisieren.

Leasing ist für Unternehmen ohne Eigenkapitalanteile ein großes Problem bei der Bilanzierung. Da Leasing eine bilanzneutrale Kostenstelle ist, werden zwar entsprechende Zahlungen geleistet, jedoch hat das Unternehmen keine Möglichkeit dadurch Werte zu schaffen. Damit werden bei Unternehmen, die keine überproportionalen, zu versteuernden Gewinne erzielen und auch keinerlei liquiden Basisanlagen haben, zwangsläufig entsprechende Lücken auftreten.

Da innerhalb der Bilanz die Kostenseite ausgewiesen wird und sich damit kein wachsendes Anlagevermögen bzw. Abzahlen des buchmäßig schon angeschafften Anlagevermögens realisieren lässt, sind viele Unternehmen in Erklärungsnot, wenn entsprechende Bilanzen bei den Hausbanken vorgelegt werden müssen.

Eine andere Möglichkeit ist die Mietkauffinanzierung. Dabei können die Konditionen fast identisch zum Leasing ausgehandelt werden, jedoch werden die Werte klassisch gekauft - somit also auch in das Anlagevermögen der Bilanz eingebucht und dann zu monatlichen festen Raten
getilgt. Dies ist als Finanzierungsform zwingend notwendig für Unternehmen, deren Eigenkapitaldecke kaum oder gar nicht vorhanden ist.

Mit Mietkauf werden durch monatliche Zahlungen auch entsprechende unternehmerische Anlagewerte geschaffen. Zwar erweist sich Mietkauf dann als negativ, wenn das Unternehmen nicht in der Lage ist, seine Abschreibungen zu erwirtschaften, jedoch ist bei Mietkauf der Kapitaldienst nebst Zinszahlungen besser darzustellen. Die entsprechenden Anbieter von Leasing schreiben sich auf ihre Fahnen, dass Leasing kein Kapital bindet und die möglichen freibleibenden Mittel entsprechend besser verzinst werden können, wenn sie in den Geschäftsumsatz investiert werden und nicht in das Anlagevermögen. Dies stimmt jedoch auch nur zum Teil, da sehr viele Hausbanken wegen der Übersichtlichkeit des Obligos lieber eine Ge-samtfinanzierung des Anlagevermögens machen, als Teile ggf. an fremde Finanzierungsinstitute geben zu müssen.

Die von allen Finanzierungsinstituten propagierte, verbesserte Liquidität bei Einsatz von Leasing ist nicht immer darzustellen. Zwar wird bei einem gesunden Unternehmen die Leasingzahlung aus den laufenden Einnahmen getilgt, so dass die Kreditlinie bei der Bank nicht weiter beeinflusst wird, jedoch bei Unternehmen mit Finanzierungsschwächen kann Leasing zu einer zusätzlichen Kostenbelastung ohne Werteausgleich führen.

Üblicherweise schafft Leasing klare Kostengrundlagen und ermöglicht präzise Kalkulationen auch basierend auf Planungen über mehrere Jahre. Weiterhin kann bei Leasingverträgen mit Rückgaberecht nach einer gewissen Laufzeit regelmäßig das neuste technische Gerät wieder übernommen werden (revolvierende Leasingverträge).

Dies geht natürlich bei dem Abschluss von Mietkaufverträgen mit Abzahlung des gekauften Gegenstandes nicht. Gerade im Bereich von schnellebigen beweglichen Investitionen - wie z.B. Straßen-, Luft- und Kraftfahrzeugen - kann Leasing durch entsprechende Vertragsgestaltung eine bessere Anpassung an technische Veränderungen bieten.

Klassische Bank- bzw. Mietkauffinanzierungen haben den Vorteil, dass bei stetiger Zahlung der Raten die Schaffung von Werten auch dazu dient, der Bank eine Sicherheit im Zuge des Gesamtkreditengagements zu geben. Da nur in den wenigsten Fällen Großanlagen und Investitionen für den klassischen Mittelstand über Leasingverträge laufen, ist die Stellung bei der Leasingbank nicht so stark, wie bei der eigenen Hausbank zu bewerten.

Die übliche Meinung, dass - wie Ende der 80er Jahre - sehr oft bekannte Leasinganbieter nur Vermittlungsgesellschaften mit einer Refinanzierungsfunktion sind, kann heute nicht mehr behauptet werden. Die strategisch gut ausgerichteten Anbieter dieser Finanzierungsform sind im Laufe der Jahre so stark geworden, dass sie nur noch zum Teil über ihre Bankanbindungen refinanzieren müssen. Deshalb sind auch die Prüfungen von Sicherheiten, Kapitaldienstfähigkeit und Bonität des Kunden in gleicher Weise gegeben - wie bei klassischen Banken auch.

Grundsätzlich sollte vor einer Entscheidungsinvestition immer das Angebot des Finanzierungsinstitutes auf folgende Schwerpunkte geprüft werden: Die Finanzierungslaufzeit mit dem effektiven Zins berechnet auf Investitionssumme nebst Kapitaldienstkosten nach Ende der Laufzeit. Neben der reinen Investitionsplanung und Gegenüberstellung von Preis- und Leistungsangebot der Finanzierungsinstitute, sollte der Steuerberater eine Hilfe zur Entscheidungsfindung sein, da möglicherweise die steuerliche Seite bei der Annahme von Leasing im Unternehmen Vorteile bringen kann. Hier ist der Steuerberater in der Pflicht, dem Unternehmen entsprechende Empfehlungen zum Wohle des Betriebsablaufes und der Liquidität zu geben. Zwar sind die Mitarbeiter der Leasing- und Finanzierungsinstitute durch ihre Erfahrungen fachlich sicherlich kompetent, aber nur der betriebseigene Steuerberater oder Buchhalter ist in der Lage, neben der schon getroffenen unternehmerischen Entscheidung etwas anzuschaffen, auch die steuerlichen bzw. auswirkenden Vorteile der gewünschten Finanzierung zu beurteilen.

Immer mehr Unternehmen, die ein entsprechendes Anlagevermögen vorweisen können und sehr hohe steuerliche Abgaben haben, gehen dazu über, Anlagen an ein Leasinginstitut zu verkaufen (sales-and-lease-back), so dass Liquidität ins Unternehmen kommt, ohne dass bei der Hausbank eine Erweiterung des Engagements gemacht werden muss und die Leasingraten hier in voller Höhe als Betriebskosten abgesetzt werden können.

Das sales-and-lease-back-Verfahren wird aber nur bei Anlagen und Maschinen von den entsprechenden Anbietern vollzogen, wenn Wert, Wertzuwachs und damit verbundene Sicherheit so in Einklang stehen, dass sich trotz Nutzung die Leasingraten in Höhe der Abschreibung bewegen.

Die Entscheidung über Leasing, Mietkauf und Bankfinanzierung ist grundsätzlich immer auch abhängig von der Größe der Investition, dem Umfang und der damit verbundenen Auswirkung auf den Betrieb.

Obwohl sich mittlerweile alle führenden Banken in der Auswahl ihrer Finanzierungsprodukte gleichen und auch die Kapitaldienstkosten überwiegend einheitlich sind, macht es dennoch Sinn, sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen und zu verhandeln. Es kann auch helfen, mit einem Verbundpartner der eigenen Hausbank zu sprechen.

Grundsätzlich sollte bei allen Entscheidungen hinsichtlich des Kaufes von Autos, Werkzeugen, Maschinen oder Immobilien über Kredite und Leasing daran gedacht werden, dass sich das auf lange Jahre zu zahlende Objekt auch betriebswirtschaftlich tragen muss.

Vielfach liegen schon in der Unternehmensstrategie die Schwachpunkte, die dann konsequent weitergereicht auch zu Fehlentscheidungen bei Investitionen und damit zu mehr Kosten führen können. Nur unternehmerische Weitsicht mit einer konsequenten Strategie kann ein positives Resultat mit Finanzierungsmedienerbringen.


[ 01.09.2013 ]



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